Ansichten

Was mich beim Planen bewegt und warum.

KinderGärten, Schulgelände, Spielplätze

Im Plattenbaugebiet groß geworden, bargen weder der Quartiersspielplatz, der Kindergarten noch der Schulhof in meiner Kindheit große ästhetische und kreative Ansprüche. Phantasie beim Spiel mussten wir Kinder selbst mitbringen. Und wir fanden sie. In den Gebüschen; selbst Goldregen haben wir überlebt. Beim Spiel in riesigen Pfützen, mit dem Schuhabsatz lange Rinnen in die Splittdecken kratzend. Auf den benachbarten Großbaustellen mit Brettern, Drähten, Steinen, Betonresten.
Auch im Studium mussten wir Studenten die Phantasie selbst entwickeln, über Gestaltung von Bildungsräumen gab es nur wenig in 5 Jahren zu lernen. Die Versuche dazu endeten in kläglichen Entwürfen, wo waren die Erinnerungen an die eigene Kindheit hingeraten?

Erst die eigenen Kinder weckten das Vergangene wieder in mir auf: Kinder ticken ganz anders als Erwachsene. Und je weniger wir Großen sie einzwängen, umso phantasievoller wird das Spiel der Kleinen.

Ein Schlüsselerlebnis hatte ich im Jahr 2002. Ein Workshop zur naturnahen Umgestaltung eines Schulhofes in Bayern. Aus öden grauen Flächen entstand ein vielgestaltiger bunter Garten. Gemeinsam mit Lehrern, Schülern, Eltern. Seit dem lässt mich die Begeisterung über sogenannte Natur-Erlebnis-Räume nicht mehr los.
Beim Entwerfen will ich gemeinsam mit den Nutzern Ideen entwickeln und beleben, immer den ureigensten Trieb der Kinder und Schüler im Sinn behaltend. Diese verlangen nach dichter Struktur, nach Nischen und Ruhebereichen, nach wilder Bewegung, nach Entdeckungen und Naturerleben. Es geht um Wahrnehmung mit allen Sinnen und Ansporn der kindlichen Kreativität. Sie wollen selbst aktiv werden und zeigen uns Erwachsenen das jeden Tag. Diese Orte und Möglichkeiten wollen entdeckt und ausgestaltet werden. Aus der Ideenliste und den funktionalen Vorgaben entsteht dann der Gartenentwurf wie von selbst.

Und gern will ich auch mit den Nutzern gestalten. Steine schleppen, Kies schaufeln, Trockenmauern bauen, bunte Blüten pflanzen. Dann sind alle ganz nah dran am Garten für Kinder.

Renaturierungen/ Wasserbau

Verrohrte, eingezwängte, begradigte, verbaute Bäche befreien. Die Gewalt, die Menschen dem fließenden Wasser über Jahrhunderte angetan haben, nimmt das Potenzial zur Dynamik und Selbstreinigung. Mindere Wasserqualität und fehlender Artenreichtum sind die Folge. Selbstverpflichtend ist da ein Umdenken, ein Zurück, ein Andersmachen. Anwohner und unmittelbar Betroffene sehen die Vorhaben meist skeptisch und unnötig, aus Angst vor dem Überschwappen. Als Kinder hatten sie selbst noch am Bach gestaunt…

Bei der Renaturierung will ich das Gewässer nicht nur als fließendes Rinnsal sehen und ihm ingenieursmäßig ein offenes Bett zur Verfügung stellen. Über seine Breite hinaus soll es seinen Wirkungsraum erweitern können und zur ökologischen „Hot-Line“ werden. Dabei gibt die Natur große Rätsel auf. Mit Rechenformeln kommt man dem komplexen Geheimnis nicht nahe genug, Wasser lässt sich nicht einfach überlisten, Natürlichkeit kann man nur schwer erzeugen. Ich will als Planer versuchen, dem selbstentstehenden und selbsterhaltenden Ideal nahe zu kommen. Und ihm dennoch genug Raum und Offenheit bieten zur Dynamik und Veränderung. Mit regional Typischem und landschaftsbildlich Wertvollem. Auch hier kann weniger vielleicht mehr werden. Die Freude über das einziehende Leben am neu gestalteten Bach schwappt dann leicht über. Aus „Betroffenen“ werden faszinierte Beobachter.

Hausgärten

Oft will es nicht so recht klappen im Grünen, Gartenbesitzer sind unzufrieden und fühlen sich unwohl. Da wird mal hier, mal da etwas hinzu gepflanzt, der eine oder andere Tipp aus der bunten Welt der Gartenratgeber übernommen. So wie eine Aneinanderreihung von rechteckigen Räumen noch lange kein Haus ergibt, so kann auch eine bunte Collage von Einzelideen keinen schönen Garten erzeugen.

Mir ist es bei der Gartenplanung wichtig, den Nutzern die Augen zu öffnen für das Gute und Gelungene, aber auch für das Unstimmige und Fehlgedachte. Gemeinsam durchs Gelände gehen, das Vorgegebene und Funktionale suchen, die Wünsche und Vorstellungen wahrnehmen. Mit Entwurfsideen will ich Empfehlungen im Ganzen geben, um dann gemeinsam zu einer Lösung aus Fiktivem und Machbarem zu kommen. Ich will bei der Planung auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit der Gestaltungsmittel und Materialien achten. Der Garten soll genau an diesen einen Ort passen, unverwechselbar sein und den Besitzern genug Raum geben zum Entdecken, Verändern, Bereichern.

Der schönste Garten ist der, der niemals fertig wird. Kann das ein Gestaltungsanspruch werden?