„Wir brauchen ein Angebot für zwei Grüne Klassenzimmer.“

Als ich das erste Mal auf dem betonierten Schulhof stand, hatte ich das unstillbare Verlangen, die wirklichen Wünsche der Schulgemeinschaft erst mal heraus zu kitzeln. Was heißt überhaupt grün und was heißt Schulgelände? Nach einer halben Nachtschicht stellte ich mich vor die Lehrerschaft mit einem dilettantisch vorbereiteten Kurzvortrag. Große Augen. Die sagten alle „JA, wollen wir!“. Und ein mächtiges Projekt begann.

Quasi über Nacht kurbelten zwei Lehrerinnen einen umfassenden Workshop an – alle in der Schule mussten Wünsche äußern. Im Kanon klang es: grün, blau, schattig, kuschelig, beweglich, besonders.

Meine Antwort hieß: Das ganze Schulgelände als Klassenzimmer! Beton aufbrechen und die Reste des Parkgeländes hineinschwappen lassen. So die Entwurfsidee. Zeit blieb nur noch zum Abnicken, der Termin zur Abgabe des Fördermittelantrags drängte. Wieder Nachtschichten aller Beteiligten. Fördermittelsegen vom Sächsischen Umweltministerium und finanzielle Großzügigkeit der Ortschaft sicherten den 1. Bauabschnitt.

Nach den Firmenleistungen schlaflose Nächte zum Beginn des Schuljahres 2022/23: alle Schüler standen mit Schaufeln und Spaten bereit, um unzählige Sträucher und Stauden zu pflanzen, Kilometer von Steinabgrenzungen zu legen, Wildblumen anzusäen, Hocker zu bauen, Keramiksteinchen zu formen, den Gerätecontainer zu sprayen. Zwischendurch bei strömendem Regen noch einen Spendenlauf meisternd.

Es hat sich gelohnt. Pausen wirken entspannter, die Schulgemeinschaft empfindet Identifikation, im Schulgarten wachsen ganze Mahlzeiten, die Pflege läuft wöchentlich wechselnd, mit – so wurde mir erzählt – freudigem Mitmachen. Neue Pläne, neue Fördermittelanträge, errungene Auszeichnungen beim Sächsischen Schulgartenwettbewerb.

Den Bauabschnitten 2+3 fehlt noch das Geld. An Erfahrungen aber sind wir alle schon extrem reich geworden; Schule eben.

An Eindrücklichem wurde bereits umgesetzt:

  • ein paar hundert Quadratmeter Betonflächen sind entsiegelt
  • am einstigen trostlosen Rasenhang kann nun gesessen, balanciert, getobt oder gechillt werden
  • neu gewonnene Flächen wachsen zu mit dichten und hohen Gebüschen – ein paar Jährchen dauert es leider noch
  • der gespenstische halbe Innenhof ist zum ganzen Schulgarten herangewachsen, mit Beeren, Kiwis, Apfelbäumchen, Hochbeeten und einer fleißigen Gruppe junger Gärtner
  • ein Teil des Dachwassers landet in der Zisterne, beim Krafttraining an der Handschwengelpumpe werden Halbstarke zu Muskelprotzen, nebenbei bleibt es grün in heißen Sommern
  • Sandsteinmäuerchen bilden Beete mit Wildblumen und einheimischen Sträuchern, sind hier keine Schüler im Gange, summen Insekten